Nachruf für Jürgen Scherrer
von Franz Kropp, 2. Vorsitzender

Mit Jürgen hat der Tennisverein nicht nur seinen 1. Vorsitzenden, sondern auch seinen Kopf und sein Herz verloren.

Bereits mit 12 Jahren wurde er Gründungsmitglied unseres Vereines. Man glaubt es kaum, aber damals noch als kleines Pummelchen. Schnell entdeckte er sein Talent und seine Freude an der, damals noch weißen, Filzkugel. Als ich 3 Jahre später zum Verein kam, war seine Metamorphose schon weit fortgeschritten und er war der kommende Star am Hagenbacher Tennishimmel. Unvergessen bleiben die oft heiß geführten Duelle die bei Clubmeisterschaften oder Ranglistenspielen ausgetragen wurden. Die großen Gegner waren damals unter anderem Lothar Burg, Henning Otte oder auch Franz König. Ob im Einzel, Doppel oder im Mixed mit Brigitte Walter, Jürgen holte sich unzählige Meisterschaften und Pokale.

Mit ihm zusammen durfte ich bereits damals viele schöne Momente in der Jugend und etwas später bei den Aktiven erleben. Er war stets der Leitwolf des Teams. Unvergessen bleiben unsere Fahrten mit der ersten Jugendmannschaft des TVH im „Tennisbus“, einem alten VW-Bus, zu den Auswärtsspielen.

Wir waren wohl behütet und umsorgt von der damaligen Vorstandschaft mit Claus Zürn, Franz König und Lothar Burg. Ich denke für die Liebe zum Tennis, und speziell zum Tennisverein Hagenbach, wurde in dieser Zeit ein starkes Fundament gelegt. Vor allem Claus Zürn war für Jürgen stets ein Vorbild und Förderer auch über den Tennissport hinaus. Auf tragische Weise verbindet ihn nun auch ein viel zu früher Tod mit ihm.

Wer Jürgen kannte, der weiß, dass er keine halben Sachen machte. Und so kam es, dass er dem Tennissport für einige Jahre entsagte um sich voll auf seine berufliche Laufbahn konzentrieren zu können. Ein „bisschen“ Tennis war im nicht genug, dann lieber gar nicht. Trotzdem hat er seinen Verein nie aus den Augen verloren.

Als es sein Berufs.- und sein Privatleben zuließen, fand er schnell wieder zurück zu seiner alten Leidenschaft. Er konnte es sich bald nicht mehr mit ansehen, dass im TV Hagenbach, wie auch in vielen anderen Tennisclubs, in der Zeit nach dem Becker-Boom, das Vereinsleben nur noch dahin dümpelte. Die Mitgliederzahl war auf unter 200 geschrumpft, Jugendarbeit fand nicht statt und ein großer Schuldenberg drückte den Verein.

Jürgen packte es an. Er stellte sich 2001 zur Wahl als 1. Vorsitzender. Seine Ideen fasste er in einem Leitfaden schriftlich zusammen. Hier definierte er seine ehrgeizigen Ziele die er kurz.-, mittel.- und langfristig erreichen wollte. Auch die Methoden wie dies gelingen sollte waren bereits aufgeführt. Mit seiner Gabe andere Menschen zu motivieren suchte er sich ein Team zusammen, das mit ihm gemeinsam die Aufgaben anging.

Seine Erfolge widerlegten alle Skeptiker und überraschten selbst die Optimisten.

- Nach 10 Jahren konnten die letzten Schulden getilgt werden

- Die Mitgliederzahl stieg in seiner Amtszeit von ca. 190 auf zwischenzeitlich knapp 300. Es musste sogar ein Aufnahmestopp verhängt werden weil die Platzkapazität sonst nicht mehr ausgereicht hätte.

- Regelmäßig nehmen zw. 35 und 50 Jugendliche am Training teil.

Die Basis für den Erfolg des Vereins sah Jürgen von Anfang an in der Jugendarbeit. Er wusste, dass hier Versäumnisse vergangener Jahr nicht von heute auf morgen wettgemacht werden konnten. Mit Beharrlichkeit setzte er auf die Förderung und Bindung von Kindern und Jugendlichen. Er entwickelte neue Ideen und Konzepte um Tennis bei Alt und Jung wieder interessant zu machen oder um Geld für die Umsetzung seiner Pläne aufzutreiben.

Mangels Alternativen engagierte er sich zunehmend selbst als Trainer. Auch hier musste es natürlich perfekt sein. Viele der heute Anwesenden haben selbst erlebt, wie er es stets verstand, Wissen und Technik zu vermitteln, ohne den Spaß zu Kurz kommen zu lassen. Die Arbeit mit Kindern, mit „seinen Kindern“ wie er des Öfteren sagte, war immer seine größte Freude. Einige seiner Schützlinge können mittlerweile große Erfolge vorweisen.

Darüber hinaus vergaß er es aber auch nicht selbst sportlich aktiv zu sein und seine Ziele mit Ehrgeiz zu verfolgen. Seit 2003 spielte er selbst bei den Herren 40 und führte das Team aus der untersten Klasse, der D-Klasse, bis zur Pfalzmeisterschaft und in die Verbandsliga.

Das plötzliche Aufblühen unseres Vereins in einer Zeit, in der bei den meisten Tennisclubs Stagnation oder gar ein Rückgang zu verzeichnen war, blieb im Tennisverband Pfalz nicht verborgen. Er wurde oft von Vorstandskollegen gefragt wie das denn möglich sei. Tipps gab er gerne weiter, aber nachahmen konnte man ihn nicht.

Mit seinem Engagement, seinem Talent andere zu Begeistern und Optimismus zu verbreiten, seinem Einsatz und seiner Präsenz rund um die Uhr, werden auch wir niemanden finden der ihn nachahmen, ihn ersetzen kann.

Jürgen hat unserem Verein bis zuletzt unglaublich viel gegeben. Er hat schon vieles aufgebaut, aber es war ihm nicht vergönnt, alle Ziele und Ideen, die er noch hatte umzusetzen oder das Erreichte zu festigen. Es liegt jetzt bei uns allen ein klein wenig dazu beizutragen das seine Seele sich auch in Zukunft bei uns am Hessbach zu Hause fühlen kann. Getreu seinen letzten Worten im Vereinsjournal 2001 in denen er Konfuzius zitierte:

Es ist besser ein einzig kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.

Lieber Jürgen, der letzte Ball ist gespielt, ruhe in Frieden

 


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